MÖHRE, INGWER, BROKKOLI: SCHLARAFFENLAND FÜR NAGER IM HEIMATTIERPARK BIERER BERG

Verlassen liegen die Gehege an diesem graukalten Märzmorgen im Nebel. Heimische Vögel und Kleinsäuger leben hier – sagen die Infotafeln und Hinweisschilder an hölzernen Zäunen und Türen, an sandfarben verputzten Wänden. Doch weit und breit ist kein Tier zu sehen.

Das Kind hat trotzdem Freude. Die schmalen Wege winden sich um die Außenanlagen und kleinen Tierhäuser, mal geht es ein paar Stufen hinauf, mal eine Rampe hinab. Ein wunderbarer Pfad zum Toben. Dabei wollten wir Hirsche und Schweine, Ziegen, Schafe und Gänse beobachten, im Heimattiergarten Bierer Berg.

50 Tierarten in 83 Metern Höhe

180 größtenteils einheimische Tiere aus fünfzig Arten sind hier normalerweise zu sehen, darunter verschiedene Haustier- und Geflügelrassen, Sittiche und Papageien sowie schwerpunktmäßig etliche unterschiedliche Nagetiere.

Der insgesamt knapp zweieinhalb Hektar umfassende Park auf einer mit Bäumen bewachsenen Erhebung südwestlich der Elbstadt Schönebeck wurde bereits vor mehr als 100 Jahren angelegt. Der kleine Heimattiergarten kam schließlich im Jahr 1973 zur Feier des 750. Stadtgeburtstages Schönebecks hinzu. Seitdem gab es regelmäßig Überarbeitungen der Tieranlagen und Wege.

In unmittelbarer Nähe des Tiergartens auf dem 83 Meter hohen Bierer Berg befinden sich außerdem ein Abenteuerspielplatz, ein Aussichtsturm, eine Freilichtbühne sowie ein kleines Café. Das Gelände ist barrierefrei gestaltet, Hunde dürfen an der Leine mit in den Park. Eintritt wird nicht kassiert, sondern über Automaten auf Spendenbasis erbeten.
Während Turm und Bühne aktuell für Besucher geschlossen sind, können kleine und große Parkentdecker auf der Spielfläche mit Kletterelementen, Rutsche, Wipptieren, Schaukeln und Trampolin toben. Und im sichtweit entfernten Bistro kleine Stärkungen ordern.

Tumult im Nagerhaus

Plötzlich raschelt es. Schwarz-weiße Stäbe, wild verteilt auf kugeligen Körpern, sind in einem Innengehege durch eine Öffnung in der Mauer von Weitem zu erahnen. Hervor kommen die Stachelschweine jedoch nicht, sie kuscheln sich in den Schein einer warmorange leuchtenden Lampe.

Auch auf der Wiese gegenüber regt sich etwas. Eine Nutria huscht flink aus dem bodennahen Loch im Nagerhaus, geradewegs zum kleinen Wasserbecken. Nach einem kurzen, vorsichtigen Schnuppern gleitet sie sanft mit kaum hörbarem „Platsch“ ins Wasser.

Im benachbarten Gehege flitzen großzahnige Nager nervös schnuppernd durchs Geäst, eins weiter und auch daneben ist ebenfalls Tumult. Einzig die Hasenmaus schlummert weiter auf ihrem Ast, mit halb geschlossenen Augen.

Obst- und Gemüsebringdienst für Nutria und Stachelschwein

Die Erklärung für die Aufregung kommt, in brauner Hose und Gummistiefeln, mit einer Schubkarre angefahren. Selbige beladen mit zwei großen Eimern, bergig befüllt mit buntem Rohkostmix. Quer über die Kanten der Karre gelegt sind Besen und Schaufel. Fütterzeit.

Rote Beete und Tomaten, Ingwer, Brokkoli, Sellerie, Möhren und Orangen – dem ungewöhnlichen Kellner folgend, erhaschen wir wunderbare Blicke auf die verschiedenen Nagetiere inmitten ihrer gesunden Mahlzeiten.

Haustiere in naturnahen Außenanlagen

Bis es durch einen massiven Pavillon mit Schautafeln zum Biosphärenreservat Mittelelbe geradewegs zu den Schweinen geht. Sie wühlen sich mit ihren Schnauzen durch dunkle Erde.

Während das Törchen zum nahegelegenen Naturlehrpfad aktuell geschlossen ist, lassen sich Hirsche, Wildkatzen und Bunthörnchen, Wachteln, Gänse, Hühner und Truthähne auf ihren Anlagen gut beobachten. Besonders beliebt bei unserem Kind sind die weißwolligen Schafe mit ihren schwarzen Köpfen. Und vor allem: mit Jungtieren. Abwechselnd blöken die Tiere und das Kind macht eifrig mit: „Möööhhh.“ 

Themenspielplatz mit tierischen Spielgeräten

Vorbei an Meerschweinchen und Mäusen, Sittichen, Ziegen, Eseln und noch mehr Schweinen, kommt der Spielplatz in Sichtweite. Wir klettern, schaukeln, wippen, rutschen und springen uns einmal quer durch die thematisch den tierischen Bergbewohnern entsprechende Spiellandschaft. Bis beim Schaukeln müde kleine WELTentdeckeraugen fast zufallen. Zeit für den Heimweg. 

18 Kommentare

  1. Hallo,
    Ich liebe es immer noch in Tierparks zu gehen. Dabei sind die Zeiten der Fütterung immer am interessantesten, weil da die Tiere aus ihren Behausungen heraus kommen. Und laut deinem Bericht, lohnt es sich auch im März mal einen Tierpark zu besuchen.
    Liebe Grüße Ute reist

  2. Hallo,
    solche Tierparks finde ich wirklich toll, vor allem wenn sie für jeden frei zugänglich sind. Bei uns gibt es auch so einen – den Mundenhof in Freiburg. Dort zahlt man lediglich das Parken, wer mit dem Rad kommt, zahlt also quasi nichts.
    Liebe Grüße
    Anja von Castlemaker.de

  3. 🙂 bei der Überschrift musste ich als erstes an unsere kleinen Mitbewohner in der Wurmkiste denken.
    Denn für die wäre es auch ein echtes Festmahl geworden.

    Bei uns gibt es unfassbar viele Biber in der freien Wildbahn, mein Traum, ich möchte ihn mal persönlich treffen. Ob er auch so grimmig schaut, wie eure Bisamratte?

    Liebe Grüße, Katja

  4. Sehr hübscher Tierpark! Ich finde diese Schwarznasenschafe auch zuckersüß. Schade das so vieles noch geschlossen hat. Aber ich schätze, das war sicher nicht euer letzter Besuch da, oder?

  5. Hallo,

    das ist ein schönes Ausflugsziel, was mir auch gefallen würde. Und vor allem mit den Tieren, das ist für groß und klein ein Erlebnis. Ich liebe ja alles mit Tieren und die Idee mit der Spende statt Eintritt. Damit kann der Park weiter überleben. Wie schön muss das im Sommer sein. Da würde ich öfters hingehen.

    Liebe Grüße
    Julia

  6. Liebe Anja,
    Da habt ihr ja einen schönen Ausflug erlebt. Hier bei uns ist die Inzidenz leider noch zu hoch und nur Jahreskartenbesitzer dürfen in den Zoo. Die Stachelschweine sind ja richtig süß. Als du aufgezählt hast, was es so zu essen gab, musste ich direkt an meinen Kühlschrank denken. Rote Beete, Tomaten, Karotten, Ingwer, Brokkoli und Sellerie stehen bei unseren beiden Kaninchen auch auf dem Speiseplan.
    Liebe Grüße von Miriam von Nordkap nach Südkap

  7. Liebe Anja,
    meine Schwester ist auch immer sehr begeistert, wenn es in den Tierpark geht. Dass sich Dein kleines Kind da auch freut, überrascht mich nicht und ich freue mich, das es bei euch doch viele Tiere zu besuchen gibt. Auch die Außengehege sind sehr schön gestaltet und die Spielmöglichkeiten für die Kleinen sicher auch, oder? Unser Tierpark hat leider zugemacht und hatte zum Schluss kaum noch Tiere schade für die Kinder.
    Herzliche Grüße Vivienne

    • Liebe Vivienne,
      dass „euer“ Tierpark schließen musste, ist wirklich schade. Vielleicht gibt es ja noch einen weiteren in der Nähe, den ihr künftig besuchen könnt?
      Der Spielplatz auf dem Bierer Berg ist tatsächlich auch sehr schön gestaltet. Dazu wird es demnächst auch noch einen Beitrag in unserer Spielplatz-Serie geben.
      Herzlichen Gruß
      Anja

  8. Die Nager sehen total süß aus. Solche Tierparks finde ich schön. Große Zoos hingegen mag ich nicht, weil mir die Wildtiere leid tun. Umso schöner finde ich diese Variante <3

    • Nun, liebe Tina, wir haben die wilden Tiere auch lieber in ihrem natürlichen Lebensraum. Einigen geht es aber in Zoos tatsächlich besser als in „Freiheit“, denn nicht ohne Grund sind etliche Arten gefährdet. Das muss man sicher differenziert betrachten.
      Herzlichen Gruß
      Anja

  9. Ich hatte als Kind zum ersten Mal vom Schlaraffenland gelesen und mich da immer hingewünscht … schön, dass es die Tiere im Heimattierpark erleben dürfen! So viele leckere Früchtchen! Ich kannte diesen Park noch nicht, danke für den Ausflugstipp!

    Liebe Grüße
    Jana

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