ÜBERALL ZUHAUSE (Rezension)

* Hundehütte, Ritterburg und Drachenhöhle – der hölzerne Spielbogen in unserem Wohnzimmer war schon allerlei. Dort wird gebastelt und gelesen, gekocht und gekuschelt. Oftmals werden wir Eltern eingeladen, bisweilen aber auch mal ausgesperrt. Liebevoll eingerichtet wird das kleine Haus zum Zuhause. Für diejenigen, die gerade spannend sind – Hunde, Ritter und Drachen zum Beispiel.

Doch was braucht es außer bunten Tüchern, Lichtgirlanden und etwas Spielzeug noch für ein Zuhause? Der Frage widmen sich Britta Teckentrup und Patricia Hegarty in ihrem Kinderbuch „Zuhause – Wie die Tiere leben“, herausgegeben im September 2020 vom Verlag arsEdition. In kunstvollen Bildern und liebevollen Reimen schicken die Illustratorin und die Autorin einen kleinen Bären durch den Wald und seine Jahreszeiten, um eine Antwort zu finden.

Mit dem Braunbärkind durch den Wald

Das Braunbärkind also macht sich nach einem langen Winterschlaf in der dunklen Höhle auf den Weg. Es begegnet Eulen, Eichhörnchen und Spinnen, Bibern, Kaninchen, Vögeln, Wölfen und Küstenseeschwalben. Sie alle haben ein Zuhause, auf ganz unterschiedliche, vielfältige Weise. Und doch so gleich. Denn ganz egal, ob Bären- oder Eulenhöhle, Eichhörnchenkobel, Spinnennetz, Biber- oder Kaninchenbau, Nest, Rudel oder Schwarm – Jedes Zuhause ist warm und sicher, bestenfalls. Niemand ist einsam. Zuhause sind Orte der Geborgenheit. Und der Liebe.

Die Reise zu dieser Erkenntnis ist abenteuerreich und voller großer und kleiner Entdeckungen. Für den kleinen Bären. Und für uns. Denn mit den durchweg doppelseitigen Zeichnungen begleiten wir das muntere Tierkind. Gemeinsam erfahren wir nicht nur, wie und wo die Tiere leben, sondern außerdem, in welchem Zusammenhang die einzelnen Lebensräume miteinander stehen.

Gucklochbuch gibt Einblicke ins Zuhause der Tiere

Gucklöcher in den Buchseiten lassen uns in Höhlen blicken und zwischen Bäumen hindurch, in die Tiefe des Waldes und die Ferne des Himmels. Unsere Blicke folgen dem Kaninchen, das in seinem Bau verschwindet, wir sehen den puscheligen Schwanz des Eichhörnchens hinter einem Baum hervorblitzen, den wir mit der nächsten Seite einfach wegblättern.

Die Ausschnitte in Britta Teckentrups stimmungsvollen Zeichnungen sind raffiniert angelegt. Sie machen neugierig auf das, was sich auf der nächsten Seite verbirgt. Sie eröffnen ungewöhnliche Perspektiven und schaffen seitenübergreifende Blickbeziehungen. Manch ein Tier, zuvor versteckt in der sich ähnelnden Struktur des Farbauftrages von Dickicht und Fell, rückt erst durch den „Rahmen“ des Loches auf der nächsten Seite in den Fokus.

Detailreiche Collagen laden zum Entdecken ein

Dabei ist auf jeder Seite so viel mehr als das von Patricia Hegartys Worten Benannte und damit Offensichtliche zu entdecken. In den unterschiedlich strukturierten Farbflächen der collagenhaft anmutenden Illustrationen verstecken sich kleine Wunder der Natur, nur für den aufmerksamen Betrachter sichtbar. Da ist diese eine Fledermaus unter vielen, die ihr Junges in der dunklen Bärenhöhle mit sich trägt. Da ist ein kleiner grünbauchiger Vogel, auf der einen Seite in der Baumkrone sitzend, auf der nächsten auf dem Braunbärenrücken. Und hinter dem hellen Schein einiger Sterne des Nachthimmels verbergen sich Glühwürmchen, deren zarte Flügel sanft aus dem Dunkel schimmern.

Poetische Sprache weist dem kleinen Bären den Weg

Wie ein roter Faden führt uns die Geschichte in Reimen durch die vielschichtigen Zeichnungen, zeigt die Entdeckungen des jungen Bären auf und lässt viel Raum für eigene Wundersuche. Die kurzen Verse sind trotz des klaren und einprägsamen Reimschemas angenehm ungezwungen und wirken an keiner Stelle gekünstelt.

Aufwendige und hochwertige Buchgestaltung

Hingegen kunstvoll ist die hochwertige Buchgestaltung. Der Einband mit der großen Öffnung in die Bärenhöhle ist griffig strukturiert, der Buchrücken mit Bildern von Nadelbäumen und dem hervorlugenden kleinen Bären aufwendig gestaltet. Die Buchseiten sind zudem so stabil, dass die von uns befürchtete Gefahr des Einreißens an den Gucklöchern minimal ist.

Eher störend ist das FSC-Zeichen auf dem Haupttitelblatt im Buchinneren. Auf der frühlingsgrünen Wiese, über die Wolf und Fuchs schleichen, ist es unserem Empfinden nach etwas zu prominent platziert.

Bilderbuchreise voller Kunst und Poesie

Mit „Zuhause – Wie die Tiere leben“ haben Britta Teckentrup und Patricia Hegarty nicht nur mit Text und Illustrationen eine wundersame Bilderbuchreise in die Tier- und Waldwelt geschaffen. Die Gucklöcher schaffen eine zusätzliche Erzählebene, die spannende Perspektiven eröffnet. Und Einblicke in all das, was Zuhause sein kann. Schnell wird auf diese Weise die Botschaft deutlich: es kommt nicht auf die Art des Hauses an und nicht auf den Ort. Es geht einzig um Geborgenheit und Liebe.

In der Zwischenzeit hat das Kind alle bunten Spieltücher unter dem Holzbogen verteilt. Rote, grüne, gelbe, blaue Häuser sind es. Liebvoll arrangierte Zuhause. Für jedes Stofftier eines.

Titel: Zuhause – Wie die Tiere leben
Urheber: Britta Teckentrup (Illustratorin), Patricia Hegarty (Autorin)
Altersempfehlung: ab 3 Jahren
Umfang: Hardcover, 32 Seiten
Maße: 280 mm x 232 mm
Herausgeber: Verlag arsEdition
Veröffentlichung: 18. September 2020
ISBN: 978-3-8458-3935-6
Preis: 15,00 Euro [D], 15,50 Euro [A]

Original Titel: HOME – Where Our Story Begins
Original Verlag: LITTLE TIGER KIDS (ein Imprint der Little Tiger Group), Little Tiger Press
Original Sprache: Englisch
Übersetzerin: Maria Höck

Fotos: Anja Jürges/STADT LAND WELTentdecker
Cover/Titelgrafik: Verlag arsEdition

* Für den Beitrag wurde uns ein Rezensionsexemplar des Buches „Zuhause – Wie die Tiere leben“ zur Verfügung gestellt, er ist demnach Werbung. Der Text ist unbezahlt und zeigt lediglich unsere Erfahrungen und Meinung. DANKE für das schöne Buch und die unkomplizierte und herzliche Kommunikation, liebe Marlena! ♡

Weitere Kinderbücher von Britta Teckentrup gibt es hier zu entdecken, weitere BUCHentdeckungen aus dem Verlag arsEdition findet ihr hier. All unsere BUCHentdeckungen sind hier gesammelt.

14 Kommentare

  1. Ach, ich hätte jetzt gerne ein oder zwei Bilder aus dem Buch gesehen. Ich finde den Wald und alles was damit zu tun hat ja total faszinierend. Schöne Kinderbücher, die einem den Wald näher bringen mag ich auch sehr gerne. Allerdings war ich persönlich nie ein Freund von Reimen. Aber so lange es euch gefällt, ist das ja egal. 🙂

  2. Wieder ein so schönes Buch, dass du uns da vorstellst. Vielen lieben Dank dafür. Nun habe ich wieder eine Geschenkidee mehr.
    Herzliche Grüße
    Sandra

  3. Ich finde, du stellst immer richtig schöne Kinderbücher vor! Tiere kommen bei meinen Kindern auf der Arbeit auch immer gut an und wenn die Seiten auch noch mit so tollen Reimen beschrieben sind, wäre das Buch auch was für mich 🙂 Reimen tun wir in der Logopädie nämlich auch gern!

    Liebe Grüße
    Jana

  4. Klingt nach einem schönen Kinderbuch, bestimmt auch super als Geschenk für die Enkelkinder geeignet.

  5. Das klingt nach einer ganz wunderbaren Geschenkidee! Merke ich mir auf jeden Fall für mein Patenkind. Vielen Dank für den Tipp.

    Liebe Grüße
    Jana

  6. Liebe Anja,
    Was für eine tolle Idee, das Thema Zuhause in einem Kinderbuch aufzugreifen. Ich finde es toll, wenn Kinder auf diese Art lernen, Gefühle und Beschreibungen zum eigenen Zuhause zu finden – es in Worte fassen und bewusst wahrnehmen. Die Gucklöcher sind natürlich ein Highlight, das würde mir selbst als Erwachsene gefallen.
    Liebe Grüße von Miriam von Nordkap nach Südkap

  7. Das klingt nach einem tollen Kinderbuch, das Vorlesen zum Erlebnis macht. Meine kleine Groß-Kusine feiert im Dezember ihren 3. Geburtstag und ich schenke immer ein Buch zu Spielzeug. Danke für die Idee.

    Liebe Grüße, Bea

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