MIT DEM SCHLITTEN ZU DEN BACKENZÄHNEN (Rezension: Maus und Eichhorn auf großer Winterreise)

* „Nochmal, nochmal“, jubelt das Kind, soeben bei rasanter Schlittenfahrt mit Omi vom hölzernen Gefährt geplumpst. Nun, die Schneefreude ist inzwischen zwar fast ein Jahr her, doch die aktuellen Temperaturen lassen uns auf eine Wiederholung hoffen.

Bis zum Horizont und zurück

Das Kinderbuch „Maus und Eichhorn auf großer Winterreise“ der Autorin und Illustratorin Kristina Andres weckt unsere Erinnerungen an den vergangenen schneeweißen Winter. Denn auch die beiden tierischen Protagonisten sind mit einem Schlitten unterwegs. So ähnlich zumindest. Das Eichhorn hat Kufen an den Karren geschraubt. Schließlich möchte die Maus zu den Zacken reisen, die sie zwischen all den Schneeflocken in der Ferne entdeckt hat. Zu den Bergen, die wie Backenzähne aussehen.

Anstatt sich in warmen Höhlen einzukuscheln und auf den Frühling zu warten, ziehen die beiden Freunde also hinaus in die Welt. Einfach ist das nicht, bei der Kälte. Doch finden sie gemeinsam für jede Widrigkeit eine Lösung. Als es dunkelt, kehren sie bei Familie Maulwurf ein. Als sie auf der falschen Seite den Berg hinabbrausen, treffen sie einen Hund, der sie samt Schlitten zurück in den Wald zieht. Nach Hause. Und auch für ihren vierbeinigen Helfer, von seinen Menschen im Schnee zurückgelassen, wartet eine Weihnachts-Überraschung: ein neues Heim. Warm und gemütlich.

Leise Worte erzählen vom Zauber des Neuen

In ruhigen Worten und detailreichen Bildern erzählt Kristina Andres die Geschichte einer ganz besonderen Reise. Die mit dem Fernweh der Maus beginnt. Dieses lässt uns die freischaffende Künstlerin regelrecht spüren. Zwar liegt der Winterschlaf in der gemütlichsten aller Höhlen vor ihr, doch es besteht zu keinem Augenblick ein Zweifel daran, dass die Maus zuerst die Berge entdecken wird. Kein Wunder, hat sie doch den besten aller Freunde an ihrer Seite: das Eichhorn.

Trotz aller Neugier und Aufregung, die in diesem Abenteuer liegen, rieselt die Erzählung beständig und leise wie die Schneeflocken der stimmungsvollen Zeichnungen durch das Buch. In jedem Satz schwingt andächtig der Zauber für das Neue mit. Vor lauter Staunen mit den Charakteren ist es bisweilen schwierig, in einen Lesefluss zu finden. Doch dieses Innehalten fügt sich wunderbar in die winterliche Stille.

In leicht verständlichen Sätzen und mit viel Gefühl zwischen den Zeilen vermittelt Kristina Andres, dass beinahe jede Hürde zu überwinden ist, wenn wir nur zusammenhalten und nach vorn schauen. Mit Leichtigkeit führt die gebürtige Mecklenburgerin die Maus und das Eichhorn durch die Geschichte, reiht wie selbstverständlich eine Lösung an ein Problem, an eine Lösung. Und am Ende haben die Maus und das Eichhorn die Berge gesehen, mehr noch, sie haben sie erklommen. Und alle sind wohlbehalten zurück zu Hause.

Detailreiche Zeichnungen zeigen die wunderbare Winterwelt

Die poetischen Worte finden in fein ausgestalteten Zeichnungen ihr Pendant. Bereits die erste Doppelseite bringt uns mitten in den Winter. Mit allem, was dazugehört: klirrende Kälte, dichte Schneedecken und weiße Flocken. Warme Jacken, Schals und Mützen. Und Fenster, aus denen es einladend warmgelb leuchtet. Zum Dableiben.

Doch gleichzeitig sehen wir die Faszination für das Unbekannte am Horizont im Blick der Maus. Die Zeichnungen scheinen unendlich weit. Und genau dorthin, ans Ende, zu den Bergen und bis auf den Gipfel, möchte die Maus. Sie unternimmt eine Reise, auf die wir sie allzu gern begleiten. Was sie dabei findet, sind Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft. Aus der Geschichte bekannt, werden diese Werte in den ausdrucksstarken Bildern sichtbar.  
Die Waldtiere haben es sich gemütlich gemacht, haben ihren Winterwald mit Lichtern und Leckereien aus der Natur geschmückt. Alles sieht einladend aus. Und wer eine Einladung braucht, weil er nachts vor hohen Bergen steht, deren Gipfel noch immer weit entfernt sind, dem öffnet sich eine Tür.

In der weiten Winterwelt ist so viel Leben. Und ebenso viel zu entdecken. Hier eine angeknabberte Möhre im Schnee, die der Maus vom Schlitten gefallen ist. Dort hinten ein kleiner Hügel im endlosen Weiß, die Höhle der Maulwurfsfamilie. Und der kleine Schneemann auf dem Dach des Karrens, der während der Talfahrt seine rote Mütze verliert.

Bei all der Fülle sind Kristina Andres Illustrationen dennoch einfach zu greifen und damit äußerst kindgerecht. Die Handlung, welche die Zeichnungen begleiten, steht klar im Mittelpunkt. Das Wunder ringsherum.

Winter-Märchen von Freundschaft, Sehnsucht und Herzlichkeit

Nach Kristina Andres‘ „Maus und Eichhorn – Die große Reise ans Meer“ wagen sich die beiden Tiere nun also erneut hinaus in die Welt. Und bieten uns damit eine wunderbar winterliche Geschichte von inniger Freundschaft und Herzlichkeit, von Sehnsucht, vom Ankommen und Zurückkehren. Ein zeitloses Weihnachts-Winter-Märchen. Zum Träumen.

Titel: Maus und Eichhorn auf großer Winterreise
Urheber: Kristina Andres (Autorin, Illustratorin)
Altersempfehlung: ab 3 Jahren
Umfang: Hardcover, 40 Seiten
Maße: 288 mm x 222 mm
Herausgeber: Verlag arsEdition
Veröffentlichung: 4. Oktober 2021
ISBN: 978-3-8458-4359-9
Preis: 15,00 Euro [D], 15,50 Euro [A]

Fotos: Anja Jürges/STADT LAND WELTentdecker
Cover/Titelgrafik: Verlag arsEdition

* Für den Beitrag wurde uns ein Rezensionsexemplar des Buches „Maus und Eichhorn auf großer Winterreise“ zur Verfügung gestellt. Der Text ist unbezahlt und zeigt lediglich unsere Erfahrungen und Meinung. DANKE für das schöne Buch und die unkomplizierte und herzliche Kommunikation, liebe Marlena! ♡

Weitere Bücher aus dem Verlag arsEdition findet ihr hier. All unsere BUCHentdeckungen sind hier gesammelt.

2 Kommentare

  1. Ich habe mich mal ein bisschen durchs Buch gegoogelt und finde die Zeichnungen ganz zauberhaft! Da die Geschichte in wenigen Sätzen erzählt wird, wäre das auch was für meine Lesekinder. Die kennen ihre Fibeltexte nämlich fast alle auswendig und deshalb suche ich immer schönen Lesestoff, den sie neu erlesen müssen!

    Liebe Grüße
    Jana

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