ABENTEUER ZWISCHEN TRAUM UND WIRKLICHKEIT (Rezension: Anouk, die nachts auf Reisen geht – Geschichten von Freundschaft, Mut und Fantasie)

* Sie sucht mit friedlichen Piraten Süßigkeiten-Schätze, sie rettet eine Seiltänzerin aus dem freien Fall, sie hilft einem Ritter-Kind aus dem Kerker – Anouk. Zwar scheint es, als würde sie all ihre Abenteuer nur im Traum erleben. Doch die Erinnerungsstücke, welche die kleine Heldin von ihren nächtlichen Reisen mitbringt, sprechen dagegen. Leider haben ihre Eltern dafür keinerlei Verständnis und glauben ihr nicht. Sie sind einfach schon viel zu erwachsen.

Aufgeschrieben haben sie Anouks Geschichten dennoch, die Eltern. Hendrikje Balsmeyer und Peter Maffay. Im Buch „Anouk, die nachts auf Reisen geht – Geschichten von Freundschaft, Mut und Fantasie“ zusammengetragen und zauberhaft illustriert von Joëlle Tourlonias, laden sie damit alle Kinder zum Träumen ein. Und zum Glauben daran, dass so mancher Traum Wirklichkeit sein kann.

Hendrikje Balsmeyers und Peter Maffays gemeinsame Tochter ist Vorbild für Bilderbuch-Anouk

Die „echte“ Anouk, die gemeinsame Tochter von Hendrikje Balsmeyer und Peter Maffay, ist zum Zeitpunkt der Entstehung des Buches zwar erst zwei Jahre alt. Dennoch ist sie Vorbild für die nach ihr benannte Protagonistin im Kinderbuch ihrer Eltern. Bei einigen Wesenszügen der Bilderbuch-Anouk nämlich haben sich Hendrikje Balsmeyer und Peter Maffay von ihrem kleinen Schatz inspirieren lassen.

Das sechsjährige Mädchen in den Geschichten ist freundlich und hilfsbereit, neugierig und voller guter Ideen. Doch eines mag sie ganz und gar nicht: Schlafengehen. Kein Wunder, dass ihre Eltern verblüfft sind, als Anouk plötzlich mit Freude ins Bett geht. Denn nachts erlebt sie neuerdings zusammen mit ihrem Kuscheltier-Freund Affi die spannendsten Abenteuer.

Anouk hilft mit raffinierten Ideen

Anouk hilft dem Ureinwohner-Jungen Kenai, seine Höhenangst zu überwinden. Und rettet nebenbei ein Adlerküken. Sie bringt dem Piratenkind Luka das Lesen bei. Nur so kann er die Schatzkarte entziffern, welche die Kinder zu einem Jahresvorrat an Lieblingsleckereien führt. Levi hilft sie, seinen Platz in der Zirkusfamilie zu finden, Mattes, seine Aufgabe in der Ritterwelt. Anouk hat die rettende Idee, als die Ernte eines Bauernhofes in Gefahr ist. Und sichert damit die Existenzgrundlage für Freda und ihren Papa. Dem Nachwuchs-Sänger Leo zeigt sie, wie viel Freude es machen kann, vor Publikum aufzutreten. Und der Hundefreundin Deva verhilft Anouk dank perfekter Verkleidung zur lang ersehnten Teilnahme am Schlittenhunderennen. Zum Sieg. Und zu einem großen Schritt in Richtung Gleichberechtigung.

Mit ihren raffinierten Einfällen findet Anouk eine Lösung für jedes Problem und einen Ausweg aus manch schwieriger Lebenslage. Und obendrein findet sie Freunde. Die ihr als Zeichen des Dankes kleine Geschenke mitgeben. Die Adlerfeder, die Piratenmünze, die Dauerkarte für den Zirkus, der Ring eines Ritters, das Holzpferd, das glitzernde Plektrum und die Startnummer des Schlittenhunderennens sind Verbindung zwischen Traum und Wirklichkeit. Und Anouks Beweis dafür, dass ihre nächtlichen Erlebnisse wahr sind.

Geschichten zwischen Traum und Wirklichkeit

In sieben aufregenden Geschichten erzählen Hendrikje Balsmeyer und Peter Maffay von Anouks nächtlichen Abenteuern. Eingebunden in das alltägliche Geschehen der Familie, bewegen sich die Erzählungen tatsächlich zwischen Traum und Wirklichkeit. Die Grenze verschwimmt wahrhaftig. So eindrucksvoll, dass wir uns während des Lesens immer wieder fragen, in welcher dieser Welten wir uns gerade befinden.

Die Komposition aus Situation aus dem Familien-Alltag, wie sie wohl alle Eltern kennen – vom Zähneputzen und Aufräumen über das Stibitzen von Leckereien bis hin zu mehr oder minder erfolgreichen Videotelefonaten mit den Großeltern – und Kinderfantasien macht das Lesen zum abwechslungsreichen Erlebnis. Zwischen Schmunzeln und Träumen.

Familienalltag und nächtliche Abenteuer

Der leichte Lesefluss tut sein Übriges. Hendrikje Balsmeyer und Peter Maffay – beide von Berufs wegen keine (Kinderbuch-)Autoren – schreiben, als würden sie uns ihre Geschichten persönlich erzählen. Die 1987 in Halle (Saale) geborene Gymnasiallehrerin, die das operative Geschäft bei Tabaluga Enterprises leitet, und der 1949 im rumänischen Kronstadt geborene Musiker, der in den 1980er-Jahren zusammen mit Gregor Rottschalk und Rolf Zuckowski die Figur des Drachen Tabaluga, der Werte wie Toleranz, soziale Kompetenz und Gewaltfreiheit vermittelt, ersann, finden genau die richtige Tonlage für ihre kleinen und großen (Vor-)Leser. Das Zuhören macht einfach Freude. Satzbau und Wortwahl sind kindgerecht, schwierige Worte werden, eingebunden in die Handlung, erklärt.

Lediglich über die Begriffe „Eskimo“ und „Indianer“ sind wir gestolpert. Während bei ersterem, eingebettet in den Dialog zwischen den Kindern, noch darauf hingewiesen wird, dass die Bezeichnung durchaus negativ belegt ist, wird letzterer ganz selbstverständlich gebraucht. Hier wünschen wir uns mehr Feingefühl.

Anouks sieben Erlebnisse sind als in sich abgeschlossene Kapitel angelegt. Sie lassen sich wunderbar einzeln und auch in unterschiedlicher Reihenfolge lesen. Nicht nur als Gute-Nacht-Geschichten, auch wenn sich Anouks Traumreisen aufgrund ihrer Thematik und ihres Umfangs mit einer Vorlesezeit von jeweils etwa fünfzehn bis zwanzig Minuten hervorragend dafür anbieten.

Liebevolle und lebendige Illustrationen

Joëlle Tourlonias gibt Anouk und ihren Traum-Freunden auf ganz und gar liebevolle Weise Gestalt. Die Zeichnungen der 1985 in Hanau geborenen Illustratorin kommen äußerst warmherzig und fröhlich daher. Sie sind farbenprächtig, ohne dabei kunterbunt zu sein. Die detailreichen Bilder vermitteln trotz der Spannung der Abenteuer, die sie transportieren, ein Gefühl von Geborgenheit und Familie.

Mit ihren stimmungsvollen Zeichnungen lässt uns Joëlle Tourlonias gemeinsam mit Anouk in die sieben unterschiedlichen Traumwelten reisen. Und begleitet das Mädchen und ihre Familie tagsüber durch den Alltag. Ob bei den Piraten, auf der Bühne oder in der Ritterburg, ob im Kinderzimmer, im Baumhaus oder beim Zähneputzen im Bad – die vielen zu entdeckenden Kleinigkeiten machen die verschiedenen Schauplätze lebendig. Bilder und Worte treffen sich damit perfekt auf einer Ebene – irgendwo zwischen Traum und Wirklichkeit.

Hochwertige Buchgestaltung

Ähnlich lebendig ist die Gestaltung der Buchseiten. Mal fügt sich der Text zurückhaltend in doppelseitige Zeichnungen ein, mal umspielen kleinere Bilder und Details die Worte und seitenfüllende Illustrationen geben Einblicke in die Schauplätze der nächtlichen Abenteuer. Die Bindung des Buches ist hochwertig, die Seiten sind aus festem Papier, sodass selbst kleinste Kinderhände rissfrei blättern können.

„Anouk, die nachts auf Reisen geht – Geschichten von Freundschaft, Mut und Fantasie“ ist ein rundum gelungenes Kinderbuch, mit dem Klein und Groß auf Traumreisen gehen können. Die Geschichten erzählen von Zusammenhalt, Toleranz und dem Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Ideen. Und von der unglaublichen Kraft, Sicherheit und Geborgenheit, die Familie schenken kann. Glaube weiter an deine großen Träume, kleine Anouk!

Titel: Anouk, die nachts auf Reisen geht – Geschichten von Freundschaft, Mut und Fantasie
Urheber: Hendrikje Balsmeyer (Autorin), Peter Maffay (Autor), Joëlle Tourlonias (Illustratorin)
Altersempfehlung: ab 5 Jahren
Umfang: Hardcover, 128 Seiten
Maße: 266 mm x 202 mm
Herausgeber: Verlag arsEdition
Veröffentlichung: 30. August 2021
ISBN: 978-3-8458-4360-5
Preis: 15,00 Euro [D], 15,50 Euro [A]

Fotos: Anja Jürges/STADT LAND WELTentdecker
Cover/Titelgrafik: Verlag arsEdition

* Für den Beitrag wurde uns ein Rezensionsexemplar des Buches „Anouk, die nachts auf Reisen geht – Geschichten von Freundschaft, Mut und Fantasie“ zur Verfügung gestellt. Der Text ist unbezahlt und zeigt lediglich unsere Erfahrungen und Meinung. DANKE für das schöne Buch und die unkomplizierte und herzliche Kommunikation, liebe Marlena und liebe Isabella! ♡

Weitere Bücher aus dem Verlag arsEdition findet ihr hier. All unsere BUCHentdeckungen sind hier gesammelt.

8 Kommentare

  1. Wie schade, wenn Erwachsenen die Phantasie abhanden kommt, weiterhin mit auf eine kindliche Traumreise zu kommen.

    Es klingt einfach nur zauberhaft, wenn man mit friedlichen Piraten Süßigkeiten-Schätze sucht, eine Seiltänzerin aus dem freien Fall rettet oder einem Ritter-Kind aus dem Kerker hilft.

    Super schön und sicher nicht nur für Kinder geeignet.

    Liebe Grüße, Katja

  2. Oh der Peter Maffay? Tatsächlich! Ich wusste gar nicht, dass er Familie hat und von dieser auch noch zu Kinderbüchern inspiriert wurde! Aber echt schön! Ich wünschte, ich hätte auch so spannende Traumfreunde! Ich träume nämlich meist nur Quatsch und nicht von so tollen Abenteuern!

    Liebe Grüße
    Jana

  3. Huhu,

    das scheint wirklich ein tolles Kinderbuch zu sein. Alleine wenn es schon mutig vermittelt finde ich Kinderbücher Spitzer. Wenn die Geschichte allgemein dann noch super ist dann lohnt es sich 🙂

    Toll finde ich auch wenn es hochwertig ist, was ja hier auch der Fall ist.

    LG Steffi

  4. Klingt nach einer wirklich tollen Geschichte. LG Romy

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